Andrew Keen dürfte mit seiner Meinung relativ allein dastehen. Er vergleicht die Schlangen verarmter Menschen, die in der letzten großen Depression um warme Mahlzeiten anstanden, mit arbeitslosen Computernutzern, die "freie Inhalte" generieren. Aus seiner Sicht sind Menschen, die an Projekten wie der Wikipedia arbeiten, grundsätzlich gut verdienend oder arbeitslos. Er ist der Auffassung, dass zumindest die amerikanische Bevölkerung vor einer tiefen und lang anhalten Depression steht. Die guten Zeiten, in denen man seine Zeit dafür nutzten konnte, um an "seinem Facebook-Profil zu arbeiten", wären endgültig vorbei und damit auch Überlegungen von Wirtschaftsmodellen wie der "Economy of Free" von Chris Anderson. Keen schreibt: "Wenn wir 50 Jahre in die Zukunft schauen und die Geschichte der Web 2.0 Epoche geschrieben ist, werden wir mit Verwunderung auf die Open-Source Manie in den Jahren zwischen 2000 und 2008 schauen. Wie konnte es nur möglich sein, dass zehntausende Menschen ihr Wissen in der Blogosphäre und der Wikipedia umsonst verteilten? (...) Diese Manie ist mit dem großen Crash im Oktober 2008 zu Ende gegangen."
Meinung: Argumentationen dieser Art werden letze Bastionen sein, die versuchen, die Bevölkerung an das bereits mehrmals gescheiterte System der globalen Finanzmärkte zu binden. Das derzeit erneut kollabierende System scheitert daran, dass es grundsätzlich auf Luft gebaut ist und nicht genug für alle da ist. Free Content, beziehungsweise die große "Kopiermaschine" Internet, ist möglicherweise der einzige viable Ausweg aus diesem Dilemma des "Finanzsystems", welches in den letzten Jahrhunderten zwar trotz Konstruktionsfehlern immer wieder überlebte, aber auch in regelmäßigen Abständen massive Wirtschaftskrisen mit sich brachte. Dass ausgerechnet in der aktuellen Situation "Free Content" aufhört zu existieren ist eine sehr unwahrscheinliche Annahme. Darüber hinaus sind die Gründe, an Open-Source teilzunehmen, eben meistens nicht primär monetär motiviert und die "Economy of Free" ein sekundärer Effekt. (020200)
(via Slashdot, thx!)
News Redaktion am Mittwoch, 22.10.2008 20:35 Uhr
News Redaktion am 21.09.2016, 09:04 Uhr
So tickt die Welt eben: Einige Menschen haben so viel Geld, dass sie nicht wissen, was sie damit tun sollen, andere müssen darum bangen, sich etwas zu Essen leisten zu können. Der Sohn eines chinesischen Milliardärs beispielsweise kaufte für seinen Hund gleich sieben iPhones.