Man kann Flash vieles vorwerfen: Proprietäre Technik, ausufernden Ressourcenhunger, mangelnde Unterstützung alternativer Betriebssysteme, dass es ein Zwangsstandard ist und so weiter. Aber Adobes Grundlage für kunterbunte Webanwendungen bietet unbestreitbar auch Vorteile: Es ist auf der Mehrzahl der PCs und Macs installiert, Multimediainhalte, und dazu gehören auch Spiele, lassen sich dank Flash unkompliziert aus dem Webbrowser heraus genießen. Und das mit verhältnismäßig geringen Ladezeiten und von überall dort, wo ein Internetanschluss vorhanden ist, also auch dem Bürocomputer oder Rechnern des Schul-Informatikraums - obgleich wir solch schändliches Verhalten natürlich ausdrücklich missbilligen.
Hier ein paar Beispiele für die kleinen Zeitvernichter, neudeutsch: Casual Games. Gut, dass gerade Wochenende ist.
Tower Defense ist ein mittlerweile weitbekanntes Spielprinzip, welches ursprünglich einer Fanmap für den Strategieklassiker Starcraft entspringt. Falls es jemand nicht kennt, hier die Kurzform: Gegner versuchen grüppchenweise, auf einem, meist festen, Pfad von einem Startpunkt aus ein Ziel auf der gegenüberliegenden Seite zu erreichen. Der Spieler versucht das zu verhindern, indem er am Wegesrand Türme baut, die verschieden stark schießen. Für abgeschossene Gegner gibt es Geld für neue oder die Aufrüstung der bestehenden Türme. Wenn eine bestimmte Zahl von Gegnern das Ziel erreicht, hat der Spieler verloren.
Tower Defense gibt es in unzähligen Varianten, eine beliebte davon ist DesktopTD, das vor Kurzem auf Version 1.9 aktualisiert wurde. Hinter der spartanischen Grafik versteckt sich ein Suchtspiel erster Kajüte. Besonderheit in diesem Spiel ist, dass die Gegner sich nicht auf einem festen Pfad bewegen, sondern den Türmen autonom ausweichen. Bereits der mittlere Schwierigkeitsgrad ist eine echte Herausforderung, bei der man Türme zum Erfolg auch wieder verkaufen muss. DesktopTD enthält die Möglichkeit, sich zu registrieren und auf einer weltweiten Rangliste zu verewigen. Auch verschiedene Funmodi, Multiplayer und ein Chat sind integriert.
Einen etwas anderen Weg geht GemCraft. Die Feuerkraft der Türme wird dank der geschickten Kombination von Edelsteinen erhöht, die man auf Türmen platziert. GemCraft ist eher für Langzeitspieler konzipiert - man kann eine längere Kampagne durchspielen, auch das Speichern des gegenwärtigen Spielstands ist möglich.
Von Tetris gibt es natürlich unzählige Klone und Abklatsche im Web. Wir verweisen auf eine Suchmaschine nach Wahl nebst Suchbegriffen "tetris" und "flash". Bemerkenswert zwischen all den 08/15-Varianten ist 99 Bricks. Zu energetischer Ambient/Drum'n'Bass-Musik muss man mithilfe der Standard-Tetris-Steine versuchen, einen möglichst hohen Turm zu bauen. Problem dabei: Die Steine fallen, und das physikalisch korrekt. Mit wachsender Höhe fühlt man sich dabei eher an Jenga erinnert als an Alexey Paschitnows Kultspiel.
Mirror's Edge 2D ist, wie der Name schon sagt, eine 2D-Version des aktuellen Konsolenhits. Im einem horizontal scrollenden Jump'n'Run rennt, springt und klettert die akrobatische Heldin durch hübsche und ausgefuchste Parcours-Level, die von einem treibenden Soundtrack untermalt werden. Die Hintergrundzeichnungen und Animation der Heldin sind sehr gelungen, insgesamt handelt es sich um ein motivierendes Spiel. Besonderheit: Das Spiel war eine Hobbyentwicklung, erhielt dann aber von Publisher EA Games offizielle Unterstützung statt der erwartbaren Lizenzschelte. Kudos, EA, so geht man mit Fans um!
Phosphor ist strenggenommen kein Flashgame, es benötigt stattdessen Adobes Shockwave-Plugin. Aber dieses Spiel hat es in sich: Den Programmierern ist es gelungen, einen vollwertigen Shooter ins Browserfenster zu pressen. Das an Quake 3 Arena erinnernde Spiel besitzt zwar nur ein Level, unterstützt aber die gängigen 3D-Rendermethoden, hat Bots, abwechslungsreiche Waffen, veränderbare Tastaturbelegungen und sogar einen Multiplayer-Modus. Schade dass das Spiel bereits seit 2 Jahren nicht mehr weiterentwickelt wird. Wer Phosphor bis jetzt noch nicht kennt, sollte trotzdem unbedingt mal hineinschauen. Das Spiel zeigt auf beeindruckende Weise, dass der Browser als Plattform auch für ambitioniertere Spieleprojekte taugt. Ein Modell für die Zukunft?
Doom ist ein Klassiker der Spielhistorie, zu dem man wohl kaum noch Worte verlieren muss. Da die Spielengine von id-Software längst unter einer freien Lizenz veröffentlicht wurde, kann man ihn auch auf exotischen Plattformen spielen. Nach Versionen für den iPod, diverse Handys und sogar Digitalkameras war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand eine Flashversion von Doom programmiert. Vor wenigen Tagen war es endlich soweit. Es ist zwar nur die erste Episode spielbar, es gibt noch keine Musik und die Steuerung wird man erst in einer der nächsten Versionen konfigurieren können, dennoch: nicht schlecht. Den Jüngeren unter euch sei verraten, dass man seinerzeit in Shootern noch nicht springen konnte, gebt euch also keine Mühe. Unter 18-jährige dürfen das Spiel sowieso nicht ausprobieren, denn es wurde im Mai 1994 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (heute: Medien) wegen der Gewalt (siehe Screenshot) indiziert. Aus diesem Grund gibt es hier auch keinen Link zum Spiel.
Zum Schluss überreichen wir Euch, liebe Leser, das Zepter. Wollt ihr in den gulli:news hin und wieder etwas über Flashgames lesen? Falls ja, welches sind eure Lieblingsspiele, welche würdet ihr weiterempfehlen? Wie sieht es mit Spielen in Java aus, wie mit Browsergames? Wie steht ihr allgemein zu den kleinen Pausenfüllern, sind sie ernstzunehmende Alternativen zu "richtigen" PC-Spielen? Eure Meinung in die Kommentare. (fraencko)
(via GameStar, Juniorsatan @ twitter, 4players, 1000ff, kotaku - thx!)
News Redaktion am Sonntag, 30.11.2008 01:46 Uhr
News Redaktion am 21.09.2016, 09:04 Uhr
So tickt die Welt eben: Einige Menschen haben so viel Geld, dass sie nicht wissen, was sie damit tun sollen, andere müssen darum bangen, sich etwas zu Essen leisten zu können. Der Sohn eines chinesischen Milliardärs beispielsweise kaufte für seinen Hund gleich sieben iPhones.