Zoe.Leela Foto: Thomas Ternes - tompigs.com
Mit ihren tadelnden Aussagen setzt sich die Sängerin auch der massiven Kritik des klassischen Verwerterbetriebs aus. Bei einer Diskussionsveranstaltung der Länder Berlin und Hamburg zum Thema wurde sie kürzlich vom Podium herab und aus dem Publikum heraus als „arrogant“ und „naiv“ beschimpft. Wir haben fragten selbst einmal nach und konnten dabei keine Anzeichen von Arroganz und Naivität bemerken.
gulli.com: Warum haben Sie sich entschieden, sich als Musikerin nicht in die Obhut der GEMA zu begeben?
Zoe.Leela: Chancen multiplizieren sich, wenn man sie ergreift. Bereits bei der Veröffentlichung meiner ersten EP QUEENDOM COME war es mir wichtig, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren, nämlich gehört zu werden. Durch die Nutzung von Creative Commons - Lizenzen sind mir Optionen an die Hand gegeben, meine Musik einfach und effektiv zu verbreiten. Denn wo mir das Urheberrecht eigentlich dabei helfen soll, für meine Werke entlohnt zu werden, erweist sich die Ausgestaltung desselben durch die GEMA ja leider als ganz großer Hemmschuh. Das Weiterverwenden, Modifizieren und Weitergeben von Inhalten wird erheblich erschwert.
Abgesehen davon, dass ich keine Schuld (DIGITAL GUILT) daran tragen möchte, dass eine gesamte Generation im Bewusstsein aufwächst, kriminell zu sein, ist es mir ein Anliegen, es Privatleuten leicht zu machen, legal meine Werke zu hören und zu verwenden. Dies schließt eine kommerzielle Nutzung meiner Musik natürlich nicht aus, im Gegenteil. Ich habe von Anfang an auch eingeschränkte Nutzungsrechte einzelner Songs gegen Entgelte verschiedenen Firmen zur Verfügung gestellt. Damit ein Angebot jedoch vermarktbar wird, muss es erst Aufmerksamkeit binden.
gulli.com: Würden Sie Ihren Weg auch anderen jungen Nachwuchstalenten empfehlen?
Zoe.Leela: Ich kann nur jeden Künstler dazu ermutigen, gegen Beschränkungen jeglicher Art zu rebellieren und nicht Teil einer verlorenen Kultur zu werden. Welchen Weg der Verwertung jeder einzelne dabei einschlagen möchte, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden, zumal wir aufgrund der Monopolstellung der Gema im Moment leider keine Auswahl haben. Wenn man aber prinzipiell gegen eine Zwei-Klassen Gesellschaft und monopolistische Strukturen ist, sollte man sich schon fragen, was das für ein System ist, das Etablierte fördert, aber den Großteil der Künstler in ihren Möglichkeiten massiv einschränkt.
gulli.com: Was wünschten Sie sich von einer GEMA, in der Sie Mitglied werden könnten? Oder halten Sie diese Form von Verwertungsgesellschaften generell für überholt?
Zoe.Leela: Ich denke, viele der zu kritisierenden Punkte sind bekannt (Anmerkung der Redaktion: Siehe hierzu ihre 4 GEMA Thesen). Wenn die GEMA sich jedoch reformieren möchte und zu einem Dialog bereit ist, bin ich die Letzte, die sich verschließen wird. Natürlich wünsche ich mir mehr Transparenz, die Möglichkeit, Einzelwerke aus der Verwertung auszuschließen und demokratische Teilhabemöglichkeiten etc.
gulli.com: Bei einer Veranstaltung in hamburgischen Landesvertretung zu Berlin zum Urheberrecht reagierte die arrivierte Szene, wie der Tatort-Autor Fred Breinersdorfer, zugleich einer der Initiatoren des offenen Briefes, auf Sie ausserordentlich aggressiv. Erleben Sie das öfter? Was hält man Ihnen denn so entgegen?
Zoe.Leela: Der Dialog ist Anfangs meist schwierig, da mein Gegenüber oft gar nicht versteht, worum es mir geht. Meine auch digitale Kulturwelt, also die des 21. Jahrhunderts, besteht nicht mehr nur aus Konsum. Hier spielt die Produktion eine ebenso große Rolle. Das Internet ist eine gigantische Kopiermaschine und wir erfreuen uns daran. Die digitalen Technologien machen es möglich, dass man Inhalte nimmt, sie remixt, verändert und das Ergebnis dann mit Tausenden anderen über das Internet austauscht. Die Verbesserung des Kulturangebotes ist für uns nicht länger gleich bedeutend mit der Erhöhung der Anzahl von TV-Stationen. Alles was wir wollen, ist der faire Austausch von Kultur zugunsten des Urhebers und des Konsumenten. Und wir benötigen schnelle, realisierbare Angebote dafür. Die Verwertungsindustrie des 21. Jahrhundert muss endlich einsehen, dass die Gedankenwelt des 20. Jahrhunderts unsere Rechte und unseren Umgang mit Kultur massiv beschneidet.
gulli.com: Verstehen Künstler zunehmend besser, was CC bedeutet und dass dieses Modell tatsächlich auf dem Urheberrecht basiert? Oder ist das vor allem eine Generationenfrage?
Zoe.Leela: Als wir vor drei Jahren begannen, war ich mehr mit der Erklärung der CC Lizenzen beschäftigt, als über mein Werk zu sprechen. Seit der ersten VÖ im Jahr 2009 spreche ich mit den Medien zu diesem Thema und ich merke immer mehr, wie sich das Spektrum und das Wissen zu der Lizenz öffnet. Das freut mich natürlich. Ich glaube nicht, dass es ein Generationenkonflikt ist. Es handelt sich hier vielmehr um Aufklärungsbedarf. Öffentlich-rechtliche Sender, wie beispielsweise NDR, ARD und ZDF nutzen ja ebenfalls bereits die Lizenzen auf ihren Webseiten und bei der Produktion von Beiträgen.
gulli.com: Das für eine Künstlerin und deren Publikum sicher das Wichtigste zum Schluss: Wo und wann sind die nächsten Auftritte?
Zoe.Leela: Am 15. Juni im HBC Berlin mit meinen Freunden von The Light, am 21. Juni dann bei auf der Blogrebellen Stage in Kreuzberg bei der Fete La Musique. Und noch nicht bestätigt vom 27. bis 29. Juli auf dem Greenville bei Berlin. Alle Updates findet man immer auf www.zoeleela.com
gulli.com: Viel Erfolg!
Ihre erste EP kann übrigens von hier komplett als Archiv heruntergeladen werden. Foto oben von Thomas Ternes - tompigs.com.
Bild-Quellen: tompigs.com
am Donnerstag, 10.05.2012 13:17 Uhr
News Redaktion am 21.09.2016, 09:04 Uhr
So tickt die Welt eben: Einige Menschen haben so viel Geld, dass sie nicht wissen, was sie damit tun sollen, andere müssen darum bangen, sich etwas zu Essen leisten zu können. Der Sohn eines chinesischen Milliardärs beispielsweise kaufte für seinen Hund gleich sieben iPhones.