Die große Gemeinsamkeit der Studien über die Auswirkungen von Filesharing auf die Musikverkäufe haben nach dem Wiener Musikprofessor Peter Tschmuck gemeinsam, dass sie alle zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Er erklärte bei einer Diskussionsrunde auf den Wiener Tagen der Musikwirtschschaftsforschung weiter, es sei bisher nicht ernsthaft belegt, dass beim Tausch von Musik über das Internet tatsächlich ein Schaden entstehe.
Dieser Ansicht schloss sich auch Harvard-Wirtschaftsprofessor Felix Oberholzer-Gee an - es sei nur klar, dass Filesharing "unheimlich populär" sei und ein "Massenphänomen". Auch die Klagen der Musikindustrie und Novellierungen von Urheberrechtsgesetzen hätten daran nichts ändern können. Er hält das althergebrachte Geschäftsmodell, kontrolliert Tonträger zu verkaufen, für nicht mehr wirtschaftsfähig und griff dabei besonders die aktuelle Rechtslage an: "Die Gesetze zum Filesharing gehören zum Dümmsten, das wir uns in den letzten 15 Jahren einfallen haben lassen."
US-amerikanischen und schwedischen Studien zufolge hätten sich die Einkommen der Künstler durch den privaten Musikaustausch über das Netz auch nicht verringert. Sie seien sogar gestiegen und das obwohl die Verkaufszahlen von Tonträgern zurückgegangen seien. Denn Musikfans seien heute zunehmend bereit, mehr für Konzerte und Merchandising-Artikel auszugeben.
Letzterem musste selbst der General Manager der Sony Music Austria, Philip Ginthör, zustimmen. Doch an gestiegene Künstlereinnahmen wollte er nicht glauben und betrachtet den Tausch von Musik auch weiterhin als illegal und mit massivem wirtschaftlichen Schädigungspotential behaftet. Der positive Effekt, den er dem Filesharing abgewinnen kann, ist die Tatsache, dass dieses Phänomen die Musikbranche zum Umdenken gebracht habe, so dass sich Musikkonzerne nun zu Entertainment-Unternehmen weiterentwickelt hätten. Aus "unternehmerischer Sicht" sei Filesharing heutzutage nur noch ein "Old-School-Phänomen" und werde auch in Zukunft an Bedeutung verlieren.
Oberholzer-Gee forderte im Zuge der Diskussion auch das Überdenken des Urheberrechts. Es habe sich in der jetzigen Form überlebt, weil es nicht mehr für die Vielfalt der Werke sorge. Durch das Filesharing habe der Urheberrechtsschutz zwar abgenommen, dafür habe sich die Anzahl der produzierten Alben jedoch seither verdoppelt, denn viele Musiker produzierten aus Begeisterung. Es lässt sich allerdings darüber streiten, ob tatsächlich die künstlerische Vielfalt, die Oberholzer-Gee sich wünscht, oder doch der finanzielle Nutzen das Ziel des Urheberrechts sein soll.
Schwer nachvollziehbar wurde Oberholzer-Gees Position allerdings für manche, als es um den Verdienst der Künstler ging: "Dafür haben wir den Sozialstaat," war seine Antwort und weiter, "Die Gesellschaft muss sich aber überlegen, ob zusätzliche ökonomische Anreize nötig sind, um die Produkte zu bekommen, die sie will." Wie diese Anreize aussehen könnten erklärte er jedoch nicht. Diese Argumentation gießt Wasser auf die Mühlen derjenigen, die an einer Verschärfung des Urheberrechts und härterer Durchsetzung festhalten.
Quelle: orf
am Donnerstag, 10.06.2010 16:19 Uhr
News Redaktion am 21.09.2016, 09:04 Uhr
So tickt die Welt eben: Einige Menschen haben so viel Geld, dass sie nicht wissen, was sie damit tun sollen, andere müssen darum bangen, sich etwas zu Essen leisten zu können. Der Sohn eines chinesischen Milliardärs beispielsweise kaufte für seinen Hund gleich sieben iPhones.